Glasbilder

1. Große Sammlung Ernst Baumgartner

Der Künstler Ernst Baumgartner war ein Rosenheimer. Er lebte von 1919 bis 1987. Auf seinem Gedenkbildchen zum Todestag arbeitet er gerade konzentriert an einem Glasbild, noch in seinem Todesjahr ging er seiner Kunst nach.

1991 gab es im Bildungszentrum der Stadt Rosenheim eine Gedächtnisausstellung mit dem Titel „Meditation in Glas, Fensterbilder aus mundgeblasenem Antikglas“ zu Ehren von Baumgartner. Die Werkliste zur Ausstellung liegt mir vor. Einige Bilder dieser Ausstellung (und weitere) sind mit viel Glück in meinen Besitz gelangt und das kam so:

In einem Gebrauchtwaren-Kaufhaus sah ich in einem Karton viele Glasbilder ziemlich nachlässig hingestellt, einige der empfindlichen Bilder hatten schon Schaden genommen. Das konnte ich nicht mit ansehen und so erwarb ich spontan die gefährdete Pracht. So fing es an.

Neugierig geworden sprach ich mit Menschen, die Baumgartner gekannt hatten und brachte vieles über seine künstlerischen Wurzeln in Erfahrung.
Baumgartner war befreundet mit dem Künstler R.P. Litzenburger, (1917 – 1987), der 1962 das neue große Glasfenster in der Rosenheimer Christkönigkirche angefertigt hat. Litzenburger befasste sich tiefgehend mit religiöser Kunst. siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Peter_Litzenburger Baumgartner arbeitete zudem mit dem Künstler Karl Mayer zusammen. Karl Mayer lebte von 1889 bis 1970 und ist auf einer der Archivkarten von Baumgartner vermerkt. Er leitete mit seinen Brüdern die Mayer´sche Hofkunstanstalt in München, die im Lauf ihrer Geschichte tausende von kirchlichen und profanen Gebäuden mit Glasmalereien und Mosaiken belieferte. Umgekehrt landeten ausgebaute Kirchenfenster bei Mayer. So erhielt Baumgartner für seine Glasbilder auch Glasstücke der alten Fenster von St. Nikolaus in Rosenheim, die in den 60-er Jahren ziemlich rabiat modernisiert wurde. Baumgartners Tochter erzählte mir, dass viele der Glasstücke, ganz sicher die mit Buchstaben und Buchstabenfragmenten, aus der St.Nikolauskirche stammen. Der Mayersche Familienbetrieb ist heute aktiv wie eh und je, siehe http://www.merkur-online.de/nachrichten/kultur/friedenstauben-licht-schi...

Baumgartner entwickelte die technische Seite seines Schaffens von Jahr zu Jahr weiter, vor allem was die Stabilisierung seiner leicht zusammengefügten Glasbilder anging. Er verstärkte die Bilder zunächst mit Glas und Rahmen, dann mit Metalldrähten und Nägeln. Außerdem experimentierte er mit diversen Klebern und Folien. Hinweise auf Versuche mit 3D gibt es bei einem Bild.
Die künstlerische Entwicklung im Laufe seines Schaffens ist unübersehbar. Leider sind die Bilder noch nicht chronologisch geordnet, ich werde das bei Gelegenheit nachholen. Die Signatur verrät ab 1982 das Entstehungsjahr des Bildes ( Endziffern Signatur beachten!), vorher hat der Künstler anders numeriert. Ein Blick in die Künstlerkartei am Ende des Albums erzählt einiges über die Systematik des Archivs, das sich im Besitz der Tochter befindet.

Eine besondere Farbe für Baumgartner war die Farbe ROT.

Viel Freude beim Betrachten der Bilder. Zu jedem Glasbild gebe ich eine kurze Beschreibung:

– * markiert das Bild ganz subjektiv als besonders schön,
– die Nummer entspricht der Bildnummer im Fotoalbum weiter unten,
– auch sind die Maße angegeben und einige auffallende Besonderheiten
– einige Bilder habe ich im Freundeskreis verschenkt
– bei einigen Bildern kann man die Ausstellungs-Preise in DM vergleichen, was durchaus als ein Ausdruck von wertender Einordnung durch Ludwig Gruber (damals Leiter des Bildungswerks, Künstler aus Bad Aibling) interpretiert werden kann


* 01 Meditation, Sign. 751, 21cmx31cm
002 Scheibe, Sign. 682, 26cm, 350 DM
003 Drei Kugeln, Sign. 1184, 26cmx36cm, mittig 3 blaue Glaskugeln
004 Großes Fragmentbild, Sign. 1485, 28cmx38cm, mit bemalten Glasstücken
005 Pax, Sign. o.Nr., 9cmx28cm
006 Meiner lieben Frau, Sign. 375, rund, verschenkt
007 Zeichen, Sign. 1164, 16cmx22cm, mit br. Holzrahmen, Glas-Rückwand
008 Zweigeteilt, Sign. 3083, 30cmx35cm, raffinierte Aufhängung, 750 DM
009 Blaugrün, Sign. 3083, 16cmx15cm, Spiegel, darin Kamera zu sehen
010 Rotes Spiegelbild, Sign. 4085, 23cmx33cm, Spiegel
011 Trio, Sign. 486, 17cmx54cm, Fleckiges Glas
012 Gipfeltreffen, Sign. 4183, 38cmx50cm,
013 Studie Blau-Rot, Sign. 3885, 25cmx29cm,380 DM
014 Landschaft, Sign. 63 (´75), verschenkt
* 15 Herbst ´84, Sign. 8384, 25cmx24cm, 280 DM
016 Bekreuzigt, Sign. 4484, 23cmx33cm, 890 DM
* 17 Die Zeit, Sign. 8683, verschenkt
* 18 Fünfling , Sign. 3586, 42cmx56cm,
019 Le Fleur, Sign. 63 (´75), 15cmx23cm, Glasrückwand, 180 DM
020 Rot unter Grün, Sign. 70 (´75), verschenkt
021 Geöffnet, Sign. 180 verschenkt
022 Herz Jesu, Sign. 630, ca 23x34cm, mit schw. Holzrahmen, Glasrückwand
* 23 Yes, Sign. 5785, 23cmx33cm
024 Grau, Sign. 635, 23cmx23cm, Glasrückwand
* 25 Blumenstück, Sign. 740, 25cmx37cm
026 Geteilt-vereint, Sign. 1082, 24cmx30cm, 950 DM
* 27 Verbindungen, Sign. 3983, 18cmx30cm, Glassplitter aufgelegt, 850 DM
028 Dreidimensional , Sign. – , 27cmx34cm, Versuch (Teile abgebrochen), fleckiges Glas
029 Jerusalemer Kreuz, Sign. 1984, verschenkt
* 30 Ausblick II, Sign. 2684, 25cmx38cm
031 Symmetrische Komposition II, Sign. 884, 31cmx42cm, 690 DM
032 Morgen, Sign. 631, 22cmx32cm, schw. Holzrahmen, Glasrückwand
033 Zueinander, Sign. 3084, 29cmx29cm
* 34 Quadratische Spirale, Sign. 1784, 25cmx27cm
035 Komposition Blau-Rot, Sign. 3985, 25cmx40cm, 1800 DM
* 36 Lichtspiele, Sign. 5885, 26cmx44cm, 4 kl. Fotos (Dias?) eingefügt, auf Spiegel, fleckiges Glas
* 37 Caecilia, Sign. 985, 23cmx29cm, Buchstaben von uralten Glasfenstern, 330 DM
038 Schildkröte, Sign. 2285, 20cmx22cm, Mitte: modern bemaltes Glasstück
039 Dekalog (hebr.), Sign. 2385, verschenkt
* 40 Zerbrochenes Gotteslob, Sign. 2983, 29cmx34cm, Buchstaben aus uralten Glasfenstern
041 Nagelparade, Sign. 3386, 21cmx24cm, einige Nägel fehlen
042 Lange Reihen, Sign. 886, 19cmx34cm
043 Verschränkte Form, Sign. 3086, 22cmx29cm, mit Nägeln
044 4xF, Sign. 3186, verschenkt
045 3xL Licht-Liebe-Leben, Sign. 2686, 26cmx32cm, „3x lumen Christi“
046 Kreuz-Rot, Sign. 1786, verschenkt
047 Gewächs, Sign. 1587, 14cmx34cm, 450 DM
048 Blau-Grün, Sign. 587, 25cmx31cm
049 Städtisch, Sign. 487, 22cmx29cm, 450 DM
* 50 Das Ewige, Sign. 1787, verschenkt
051 Triptychon, Sign. 1287, 38cmx30cm, fleckiges Glas
052 Christogramm II, Sign. 2285, 20cmx22cm, Mitte: bemaltes Glas
053 Spitze-Dach, Sign. 2087, 17cmx22cm
054 Weiß-Gold, Sign. 2283, 22cmx23cm
055 Auf Blau wachsend, Sign. 1487, 11cmx30cm
* 00 Farborgel, o.Foto, rund, verschenkt

2. Verschiedene Glasbilder weiterer Künstler

Die ersten Fotos im nächsten Album (Bild01 bis Bild06) zeigen Glasbilder der deutschen Glaskünstlerin Ursula Huth, die mit Vorliebe international arbeitet.
Dr. Helmut Ricke (Kunstmuseum Düsseldorf) schreibt sehr zutreffend über Ursula Huth und ihre Arbeiten:

“Ursula Huth ist ein unruhiger Geist – ständig auf Reisen und auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten für Ihre eigene, sehr persönliche Sicht der Welt. Dabei ist die Spannweite ihrer Gestaltungsmittel von erstaunlicher Vielfalt. Sie beherrscht nicht nur die heiße Arbeit am Ofen sondern auch graphische Techniken, wie den Umgang mit Säuren. Dies kommt vor allem Ihren Glasbildern zugute, die zu Recht im Zentrum ihrer Arbeit stehen. ….. Die Bildsprache, derer sie sich bedient, ist verknappt und skizzenhaft, konzentriert zusammengefasst, dabei von großer Vielfalt und formalem Reichtum. Gelegentlich klingt Anekdotisches oder Persönliches an. Symbole, Kürzel und Zeichen, auch Wort- und Satzfetzen lenken die Vorstellung des Betrachters in bestimmte Richtungen, wecken Erinnerungen, bieten Anstöße für Gedanken. Über allem liegt eine poetische Grundstimmung; Geheimnisvolles, Undeutbares, Magisches ist stets gegenwärtig.” siehe http://ursulahuth.de

Ich habe die beiden Glasbilder (Vitreographien) im Jahr 2008 ersteigert. Sie wurden zuvor in limitierter Auflage verkauft. Ihr Format ist 33cm x 24cm. Zu jedem Bild gehört eine spezielle Aufbewahrungsbox mit schönem Prägedruck auf der Vorderseite.

Die folgenden Fotos (Bild07 bis Bild12) zeigen das Fensterbild „das glückhaft Schiff“.
In der Schweizer Sage vom kleinen Schweinehirten heißt es:
„Wer aber das glückhafte Schiff, wie es die Leute nannten, sah, dem ging der Wunsch, den er eben hatte, in Erfüllung. Jedoch geizige, lasterhafte und böse Menschen gingen umsonst zur Sommerszeit Tag und Nacht am Seeufer auf und ab, um das Schiff zu erspähen, es zeigte sich ihnen nie. Nur etwa einem Mägdlein, das sehnsüchtig im Fenster lag und einen Wunsch tief im Herzen trug, erschien es glückverheißend.“

Johann Fischart (1546 – 1590) schrieb die Verse „Das Glückhafft Schiff von Zürich … Ein Lobspruch vonn der Glücklichen und … Schiffart einer Bürgerlichen Gesellschaft aus Zürich auff das ausgeschriben Schieffen gen Straßburg“. siehe http://gutenberg.spiegel.de/buch/125/1

Also ein sehr traditionelles Motiv, schön verarbeitet bis in die Details, mit Glasmalerei auf farbigem Glas.

Die letzten Fotos (Bild13 bis Bild15) zeigen ein sehr schlichtes Glasbild aus dem israelischen Kibbuz Nachshon im Format 15cm x 22cm.
Der Hahn hat eine reiche Tradition als Symboltier. Die jüdischen Rabbiner sahen in ihm den Künder des Lichts und damit ein Zeichen der Hoffnung: „Gelobt sei, der dem Hahn Einsicht gab, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden“. Hier können Sie einen Blick in die Glaswerkstatt werfen http://www.nachshon.org.il